Geschichte von Dublin

Von der Wikingersiedlung zur pulsierenden europäischen Hauptstadt

Dublin zählt zu den geschichtsträchtigsten Städten Europas. Die irische Hauptstadt vereint wikingerzeitliche Ursprünge, normannisches Erbe und georgianische Architektur zu einem einzigartigen historischen Stadtbild.

Wikingerzeitliche Ursprünge

Die früheste schriftliche Erwähnung einer Siedlung im heutigen Dublin-Gebiet findet sich in den Aufzeichnungen des griechisch-ägyptischen Gelehrten Claudius Ptolemäus. In seiner Geographia aus dem Jahr 140 n. Chr. verzeichnete er eine Siedlung namens Eblana. Über deren Charakter und weiteres Schicksal ist jedoch nichts überliefert.

Als eigentliche Gründer der Stadt gelten die Wikinger, die um 841 am Zusammenfluss von Liffey und Poddle einen befestigten Stützpunkt (Longphort) errichteten. Den Namen erhielt die Siedlung vom nahegelegenen „Dubh Linn" - irisch für „schwarzer Teich", einem dunklen Gezeitentümpel. Parallel existierte die gälische Siedlung Áth Cliath („Furt der Hürden") flussaufwärts, deren Name bis heute als offizieller irischer Stadtname Baile Átha Cliath fortbesteht.

Die Wikinger herrschten fast drei Jahrhunderte über Dublin, wurden 902 vorübergehend vertrieben, kehrten jedoch 917 zurück. Obwohl der irische Hochkönig Brian Boru sie 1014 in der Schlacht von Clontarf besiegte, blieben sie als Händler präsent, bis 1170 anglo-normannische Truppen unter Richard de Clare (genannt „Strongbow") die Stadt eroberten.

Unter englischer und britischer Herrschaft

Mit der Ankunft König Heinrichs II. im Oktober 1171 begann die jahrhundertelange englische Vorherrschaft über Dublin. Heinrich erklärte die Stadt zur Krondomäne und legte damit den Grundstein für Dublins Funktion als Verwaltungszentrum der englischen - später britischen - Macht in Irland.

König Heinrich VIII. ließ sich 1541 zum König von Irland ausrufen und machte Dublin zum Parlamentssitz. Die Stadt erlebte einen bemerkenswerten Aufschwung: Während die Bevölkerung 1659 nach einer verheerenden Pestepidemie auf unter 9.000 gesunken war, zählte Dublin um 1700 bereits über 60.000 Einwohner und galt als zweitgrößte Stadt des britischen Imperiums nach London.

Das 18. Jahrhundert war Dublins goldenes Zeitalter. Die protestantische Oberschicht ließ prachtvolle öffentliche Bauten im georgianischen Stil errichten: das Parlamentsgebäude am College Green (1735), Leinster House (1745-1747, heute Sitz des irischen Parlaments), das Custom House (1781-1791) und die Four Courts (1786-1802). Der Architekt James Gandon prägte mit seinen neoklassizistischen Entwürfen das Stadtbild nachhaltig.

Mit dem Act of Union (1800), der das irische Parlament auflöste und Irland direkt Westminster unterstellte, endete Dublins Status als eigenständige Hauptstadt. Die Aristokratie zog nach London, die Stadt stagnierte. In den folgenden 120 Jahren war Dublin Schauplatz des irischen Unabhängigkeitskampfes.

Der Weg zur Unabhängigkeit

Der Osteraufstand vom 24. April 1916 markierte den Wendepunkt. Rund 1.600 Mitglieder der Irish Volunteers und der Irish Citizen Army besetzten strategische Gebäude in Dublin. Patrick Pearse verlas vor dem General Post Office (GPO) auf der O'Connell Street die Proklamation der Irischen Republik. Nach sechs Tagen erbitterter Kämpfe kapitulierten die Aufständischen. Die anschließende Hinrichtung von 15 Anführern durch die Briten wandelte die zunächst geringe öffentliche Unterstützung in breite Sympathie für die Unabhängigkeitsbewegung.

Nach dem Irischen Unabhängigkeitskrieg (1919-1921) und dem Anglo-Irischen Vertrag wurde Dublin 1922 Hauptstadt des Irischen Freistaats, seit 1949 der Republik Irland. Die irische Trikolore wurde über Leinster House gehisst.

Moderne Entwicklung

In den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit entwickelte sich Dublin von einer provinziellen Randstadt zu einer modernen europäischen Metropole. Der EG-Beitritt Irlands 1973 und der wirtschaftliche Aufschwung des „Keltischen Tigers" ab den 1990er Jahren transformierten die Stadt grundlegend.

Architektonisch spiegelt sich diese Entwicklung in markanten Neubauten wider. Der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava entwarf zwei ikonische Liffey-Brücken: die James Joyce Bridge (2003) und die Samuel Beckett Bridge (2009). Letztere ist eine 120 Meter lange Schrägseilbrücke, deren geschwungener Pylon an eine auf der Seite liegende Harfe erinnert - ein bewusstes Symbol für Irlands musikalische Tradition. Die erste bedeutende Schrägseilbrücke modernen Typs, die Strömsund-Brücke in Schweden, war erst 1955 fertiggestellt worden.

Heute leben in der Stadt Dublin rund 550.000 Menschen, im Großraum Dublin über 1,3 Millionen. Die Greater Dublin Area mit den angrenzenden Grafschaften zählt über zwei Millionen Einwohner - etwa 40 Prozent der irischen Gesamtbevölkerung.

Historische Sehenswürdigkeiten

Dublin bietet zahlreiche Orte, an denen du die wechselvolle Geschichte der Stadt unmittelbar erleben kannst. Dublin Castle, erbaut ab 1204 auf den Fundamenten einer Wikingersiedlung, diente über 700 Jahre als Sitz der britischen Verwaltung. Die State Apartments, die Chapel Royal und die unterirdischen Ausgrabungen der Wikinger- und Normannenzeit sind heute für Besucher zugänglich.

Das GPO Witness History Museum im historischen General Post Office widmet sich dem Osteraufstand 1916 und der modernen irischen Geschichte. Interaktive Ausstellungen, originale Artefakte und multimediale Installationen vermitteln die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven.

Die georgianischen Viertel rund um Merrion Square und Fitzwilliam Square zeigen mit ihren charakteristischen bunten Türen, symmetrischen Fassaden und eleganten Proportionen das architektonische Erbe des 18. Jahrhunderts. Viele dieser Häuser beherbergten einst Aristokraten, Bischöfe und wohlhabende Kaufleute.

Dublin Castle

  • Öffnungszeiten: Täglich 9:45-17:45 Uhr (letzter Einlass 17:15 Uhr)
  • Eintritt: Selbstführung ab €8, Geführte Tour ab €12, Familienticket €20-30
  • Dauer: Führung ca. 1 Stunde, Selbstführung ca. 30 Minuten

Adresse

  • Dame Street, Dublin 2
  • 5 Minuten Fußweg vom Trinity College

Kontakt & Anfahrt

  • Website: dublincastle.ie
  • Luas: St. Stephen's Green (Green Line), dann 10 Minuten Fußweg
  • Bus: Zahlreiche Linien halten an Dame Street

GPO Witness History

  • Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 10:00-17:00 Uhr (letzter Einlass 16:00 Uhr); Juli-September zusätzlich dienstags
  • Eintritt: Erwachsene €17, Kinder €8,50
  • Audioguide: Kostenlos per QR-Code oder €2 für Headset

Adresse

  • General Post Office, O'Connell Street Lower, D01 F5P2, Dublin 1

Kontakt & Anfahrt

  • Website: gpomuseum.ie
  • Luas: Abbey Street (Red Line)
  • Bus: Zahlreiche Linien halten an O'Connell Street