Kilmainham Gaol

Gedenkstätte der irischen Unabhängigkeitsbewegung

Kilmainham Gaol zählt zu den bedeutendsten historischen Stätten Irlands. Das 1796 eröffnete Gefängnis inhaftierte über 128 Jahre lang gewöhnliche Kriminelle ebenso wie die wichtigsten Figuren des irischen Freiheitskampfes – viele von ihnen wurden hier hingerichtet.

Kilmainham Gaol

Geschichte und Bedeutung

Das Gefängnis entstand als Ersatz für ein älteres, baufälliges Gefängnis in der Umgebung. Der schottische Architekt John Trail entwarf den Komplex nach den Reformideen von John Howard und Jeremiah Fitzpatrick: Einzelzellen sollten die chaotischen Zustände früherer Gefängnisse beenden, in denen Männer, Frauen und Kinder gemeinsam untergebracht waren. Die Bauarbeiten begannen 1787, die Eröffnung erfolgte neun Jahre später.

In den 124 Betriebsjahren bis zur endgültigen Schließung 1924 saßen hier nahezu alle bedeutenden irischen Rebellenführer ein: Robert Emmet (1803), Charles Stewart Parnell, die Mitglieder der Fenian-Bewegung sowie die Anführer des Osteraufstands von 1916. Der letzte Gefangene war Éamon de Valera, später Premierminister und Präsident Irlands. Nach Jahrzehnten des Verfalls begann 1960 eine Gruppe Freiwilliger mit der Restaurierung. Seit 1986 verwaltet das Office of Public Works das Gelände als Museum und Nationaldenkmal.

Architektur: Zwei Epochen des Strafvollzugs

Der Westflügel (1796)

Der älteste erhaltene Teil des Gefängnisses zeigt die harten Bedingungen des späten 18. Jahrhunderts. Die 79 Zellen sind dunkel, feucht und kalt - ursprünglich gab es weder Glasfenster noch Heizung. Die Kalksteinwände speichern Feuchtigkeit und verstärkten das Elend der Insassen. Hier saßen unter anderem Patrick Pearse, Thomas Clarke und Constance Markievicz nach dem Osteraufstand 1916 ein.

Der Ostflügel (1861)

Der viktorianische Erweiterungsbau nach Plänen von John McCurdy folgt dem Panoptikon-Prinzip des Philosophen Jeremy Bentham: Von einer zentralen Plattform aus sind alle 96 Zellen auf drei Stockwerken einsehbar. Ein gewaltiges Oberlicht flutet den Raum mit Tageslicht - die Reformer glaubten an dessen läuternde Wirkung. Die Zellenfenster wurden absichtlich zu hoch angebracht, sodass Gefangene nur den Himmel sehen konnten. Dieser Flügel diente als Drehort für Filme wie „The Italian Job" und „Im Namen des Vaters".

Der Osteraufstand und die Hinrichtungen

Die nationale Bedeutung von Kilmainham Gaol gründet vor allem auf den Ereignissen nach dem Osteraufstand vom 24. April 1916. Die britischen Militärgerichte verurteilten 97 Männer und Frauen zum Tode. Zwischen dem 3. und 12. Mai 1916 erschossen Exekutionskommandos 14 der Anführer im Stonebreakers' Yard. Unter den Hingerichteten befanden sich alle sieben Unterzeichner der irischen Unabhängigkeitsproklamation: Patrick Pearse, James Connolly, Thomas Clarke, Seán Mac Diarmada, Thomas MacDonagh, Éamonn Ceannt und Joseph Plunkett.

Die Hinrichtung von James Connolly erregte besondere Empörung: Schwer verwundet musste er auf einem Stuhl sitzend erschossen werden. Zwei schlichte Kreuze im Kiesboden markieren die Hinrichtungsstellen. In der Gefängniskapelle heiratete Joseph Plunkett wenige Stunden vor seiner Erschießung Grace Gifford bei Kerzenlicht. Die Brutalität der Exekutionen wandelte die öffentliche Meinung und machte den gescheiterten Aufstand zum Katalysator für die irische Unabhängigkeit.

Praktische Informationen

Öffnungszeiten

  • Ganzjährig geöffnet (außer 24.-27. Dezember)
  • Besucherzentrum: 09:30-17:15 Uhr
  • Museum: 10:30-17:15 Uhr
  • Dauer: ca. 90 Minuten (60 Min. Führung + Museum)

Eintrittspreise

  • Erwachsene: 8 €
  • Senioren: 6 €
  • Studierende: 4 €
  • Familie (2 Erw. + 2-3 Kinder): 20 €
  • Kinder unter 12: kostenlos (Ticket erforderlich)

Adresse

  • Inchicore Road, Kilmainham, Dublin 8, D08 RK28
  • 3,5 km vom Stadtzentrum

Kontakt

  • Telefon: +353 1 453 5984
  • E-Mail: [email protected]
  • Website: www.kilmainhamgaolmuseum.ie

Anfahrt

  • Luas (Straßenbahn): Rote Linie bis Suir Road
  • Dublin Bus: Linie 60 ab Wellington Quay/Heuston Station; G1/G2 ab Spencer Dock/Wellington Quay
  • Parken: Kein eigener Parkplatz; Parkmöglichkeiten beim Irish Museum of Modern Art (5 Min. Fußweg)

Wichtige Hinweise

  • Tickets nur online buchbar - keine Tageskasse
  • Zugang ausschließlich mit Führung
  • Warme Kleidung empfohlen (im Gefängnis ist es kalt)
  • Für Kinder unter 6 Jahren nicht empfohlen
  • Kinderwagen auf der Tour nicht gestattet