Geschichte und Bedeutung
Die Kirche wurde um 1190 von anglo-normannischen Siedlern errichtet und ist dem heiligen Ouen (anglisiert: Audoen) gewidmet, einem Bischof von Rouen aus dem 7. Jahrhundert und Schutzpatron der Normandie. Möglicherweise stand an dieser Stelle bereits eine ältere Kirche, die dem heiligen Columcille geweiht war - darauf deutet eine Grabplatte aus dem 9. Jahrhundert hin, die heute im Eingangsbereich ausgestellt ist.
Im Mittelalter entwickelte sich St. Audoen's zum Zentrum des städtischen Lebens. Päpstliche Bullen wurden hier verkündet, öffentliche Bußen vollzogen. Die Kirche war eng mit den Zünften der Stadt verbunden: Die Gerberzunft nutzte den Turm, die Bäckerzunft (St. Anne's Guild) unterhielt ein Kollegium neben dem Kirchenbau. 1430 übernahm die St. Anne's Guild die Verwaltung einer eigenen Kapelle innerhalb der Kirche und finanzierte über die Jahrhunderte zahlreiche Erweiterungen und Restaurierungen.
Architektur und Sehenswürdigkeiten
Der ursprüngliche Bau bestand aus einem einfachen Kirchenschiff mit Chor. Im 14. Jahrhundert verdoppelte ein vierbogiger Arkadengang die Größe des Gebäudes. Im 15. Jahrhundert kam ein vierstöckiger Glockenturm hinzu. Von den sechs Glocken im Turm stammen drei aus dem Jahr 1423 - sie sind die ältesten noch läutenden Kirchenglocken Irlands. Eine trägt die gotische Inschrift „Anno Domini 1423: The Bell of the Holy Trinity and all Saints".
Die Portlester-Kapelle wurde 1482 von Sir Roland FitzEustace, Lord Portlester und zeitweise Lord Chancellor of Ireland, gestiftet. Sein Grabmal mit den Liegefiguren von ihm und seiner Frau Margaret zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Monumenten der Stadt. Die Kapelle selbst ist heute ohne Dach, aber begehbar.
Weitere bemerkenswerte Details sind das romanische Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert, der originale romanische Türrahmen (ebenfalls 12. Jahrhundert), die Grabdenkmäler der Familien Sparke und Duff aus dem 17. Jahrhundert sowie der sogenannte „Lucky Stone" - ein mittelalterliches Artefakt, dem seit Jahrhunderten glücksbringende Eigenschaften zugeschrieben werden.
Die Guild Chapel of St. Anne beherbergt heute eine preisgekrönte Ausstellung zur Bedeutung von St. Audoen's im mittelalterlichen Dublin. Bei Ausgrabungen in den 1990er Jahren wurden Reste eines Kopfsteinpflasterweges aus dem 12./13. Jahrhundert freigelegt, der heute im Untergeschoss besichtigt werden kann.
Stadtmauer und St. Audoen's Arch
Unterhalb der Kirche an der Cook Street befinden sich Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer sowie das St. Audoen's Gate (auch St. Audoen's Arch genannt). Es ist das einzige noch erhaltene Stadttor des mittelalterlichen Dublin. Die Mauer wurde im 13. Jahrhundert von normannischen Siedlern errichtet und diente sowohl der Verteidigung als auch als Zollstation. Das Tor wurde 1976 restauriert. Seit 2024 laufen weitere Konservierungsarbeiten an den Mauerabschnitten.
Der angrenzende St. Audoen's Park ist den Kindern gewidmet, die während des Osteraufstands 1916 starben. Er bietet interaktive Klangstationen für Besucher aller Altersgruppen.
Praktische Informationen
Öffnungszeiten
- Anfang April bis Ende Oktober
- Täglich 9:30-17:30 Uhr
- Letzter Einlass: 16:45 Uhr
- Eintritt frei
Adresse
- Corn Market (nahe High Street)
- Dublin 8
- D08 W99H
- Irland
Kontakt
- Telefon: 046 942 2025
- E-Mail: [email protected]
- Website: heritageireland.ie
Anfahrt
- Luas (Rote Linie): Station Four Courts, dann ca. 10 Minuten Fußweg Richtung Süden über die Liffey
- Bus: Diverse Linien bis High Street oder Cornmarket (z. B. Linien 13, 27, 40, 123)
- Zu Fuß: Ca. 200 m westlich der Christ Church Cathedral
Hinweise
- Eingeschränkter Zugang für Rollstuhlfahrer
- Toiletten vorhanden
- Nur Assistenzhunde erlaubt
- Fotografieren gestattet