St. Mary's Cathedral

Dublins katholische Kathedrale

St. Mary's Cathedral an der Marlborough Street ist seit November 2025 Dublins erste offizielle katholische Kathedrale seit der Reformation. Das neoklassizistische Bauwerk von 1825 diente fast 200 Jahre als provisorisches Gotteshaus – nun hat Papst Leo XIV. den „Pro"-Status aufgehoben.

St. Mary's Cathedral

Geschichte und Hintergrund

Die Kathedrale entstand in der Ära der katholischen Emanzipation. 1803 erwarb Erzbischof John Thomas Troy das Stadthaus von Lord Annesley an der Marlborough Street. Die Bauarbeiten begannen 1815, die Weihe erfolgte am 14. November 1825 - dem Festtag des Diözesanpatrons Laurence O'Toole.

Der Architekt ist bis heute unbekannt. Die Entwürfe trugen lediglich die Signatur „P". Historiker vermuten John Sweetman, einen nach Paris exilierten Dubliner, als Urheber. Weitere beteiligte Architekten waren möglicherweise John Taylor und George Papworth. Das Innendesign orientiert sich an der Pariser Kirche Saint-Philippe-du-Roule.

Die zurückgesetzte Lage in einer Nebenstraße war kein Zufall: Im frühen 19. Jahrhundert bestanden protestantische Kreise darauf, dass kein katholisches Gotteshaus an der prominenten O'Connell Street (damals Sackville Street) entstehen durfte. Die katholische Emanzipation wurde erst 1829 gewährt - vier Jahre nach der Weihe.

Das „Pro" im früheren Namen stand für „pro tempore" (vorläufig). Die römisch-katholische Kirche betrachtete Christ Church Cathedral weiterhin als offiziellen Bischofssitz, da Papst Alexander III. diese 1179 auf Wunsch von Erzbischof Laurence O'Toole zur Kathedrale erhoben hatte. Am 14. November 2025 - zum 200. Jubiläum - hob Papst Leo XIV. diesen Status auf und ernannte St. Mary's zur offiziellen Kathedrale der Erzdiözese Dublin.

Architektur

Die Fassade prägt ein monumentales Portiko mit sechs dorischen Säulen, inspiriert vom Hephaistos-Tempel (auch Theseion genannt) in der Athener Agora. Der griechisch-klassizistische Stil kontrastiert bewusst mit den gotischen Kathedralen Dublins.

Das Innere verbindet griechische und römische Stilelemente. Das Hauptschiff führt zum Altar, über dem sich eine Kuppel mit einem Hochrelief der Himmelfahrt Christi erhebt - ein Werk des Bildhauers John Smyth. Der ursprüngliche Hochaltar stammt von Peter Turnerelli, einem in Belfast geborenen Künstler italienischer Abstammung. Im Zuge der liturgischen Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Altar in den späten 1970er-Jahren umgestaltet; die Frontplatte des Originals blieb erhalten.

Bemerkenswert sind die Seitenaltäre: Der Altar des hl. Laurence O'Toole (Südschiff) und der Altar des hl. Josef (Nordschiff) sind korinthische Marmor-Ädikula von J. Lyons aus dem Jahr 1861.

Bedeutende Persönlichkeiten

Laurence O'Toole (1128-1180)

Der Schutzpatron der Erzdiözese Dublin war der erste gebürtige Ire auf dem Dubliner Bischofsstuhl. Er wurde 1225 von Papst Honorius III. heiliggesprochen. Sein Festtag am 14. November markiert auch den Weihetag der Kathedrale. 2025 jährte sich seine Kanonisation zum 800. Mal.

Matt Talbot (1856-1925)

Eine Bronzestatue des kanadischen Künstlers Timothy Schmalz (gestiftet 2006) erinnert an den Dubliner Arbeiter, der mit 28 Jahren seine Alkoholsucht überwand und fortan ein asketisches Leben führte. Papst Paul VI. erklärte ihn 1975 zum „Ehrwürdigen" - die zweite von vier Stufen zur Heiligsprechung. 2025 wurde sein 100. Todestag mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen begangen.

Musik und Liturgie

Der Palestrina-Chor gehört zu den renommiertesten Kirchenchören Irlands. 1903 gegründet, geht er auf einen Knabenchor zurück, den Vincent O'Brien in den 1890er-Jahren formte. Der Mäzen Edward Martyn stiftete ein beträchtliches Vermögen zur Förderung der Musik Giovanni Pierluigi da Palestrinas, die Papst Pius X. als Vorbild für Kirchenmusik empfohlen hatte. Der Chor singt während der Schulzeit jeden Sonntag die 11-Uhr-Messe.

Seit 2003 bereichert der St. Mary's Pro-Cathedral Girls' Choir die musikalische Liturgie.

Historische Ereignisse

Die Kathedrale war Schauplatz bedeutender Staatsereignisse: 1922 fand hier das Requiem für Michael Collins statt, 1975 das Staatsbegräbnis für Éamon de Valera. Daniel O'Connell, Vorkämpfer der katholischen Emanzipation, wurde 1841 als erster katholischer Lord Mayor Dublins hier feierlich empfangen. Papst Franziskus besuchte die Kathedrale im August 2018 während des Weltfamilientreffens.

Die Krypta beherbergt die Gräber von fast 1.000 Personen, darunter frühere Erzbischöfe und prominente katholische Familien.

Geplante Restaurierung

Die Erzdiözese hat bei Dublin City Council eine Baugenehmigung für umfangreiche Renovierungsarbeiten beantragt. Die Kosten werden auf rund 21 Millionen Euro geschätzt. Geplant sind unter anderem verbesserte Sichtachsen im Innenraum sowie angemessene Räumlichkeiten für die Chöre.

Praktische Informationen

Messzeiten

  • Montag bis Freitag: 10:30 Uhr
  • Samstag: 10:30 Uhr, 18:00 Uhr (Vorabendmesse)
  • Sonntag: 9:30 Uhr, 11:00 Uhr (Palestrina-Chor), 18:00 Uhr
  • Feiertage: 10:30 Uhr, 12:45 Uhr

Adresse

  • St. Mary's Cathedral
  • Marlborough Street
  • Dublin 1, D01 E9X0
  • Irland

Kontakt

Anfahrt

Die Kathedrale liegt wenige Gehminuten nördlich der O'Connell Street im Stadtzentrum. Die nächste Luas-Haltestelle (Straßenbahn) ist „Abbey Street" auf der Red Line.

  • Bus: Linien 40, 40B, 40D, 120 (Haltestelle Parnell Square oder Cathal Brugha Street)
  • Zu Fuß: Etwa 5 Minuten vom Spire auf der O'Connell Street